Wie finanziert man mit einer Bang-Boom-Bang-Tour ein Luftfahrtunternehmen: Dr. Achim Leder auf die Brücke!

Am 24. Februar 2021 hatten wir den sympathischen Gründer der jetlite GmbH im Rahmen unserer Veranstaltungsreihe „GründungskapitänInnen packen aus“ zu Gast.

Wenn man ein Haufen Geld bei Pferdewetten verliert, dann ist das schon eine ungünstige Situation. Wenn man dieses Geld dann auch noch einem Kumpel im Knast schuldet und es dazu noch aus kleineren Gaunereien stammt, dann kann man getrost von einer schlechten Phase im Leben sprechen.

Natürlich ist das nicht der Anfang der Gründerstory der jetlite GmbH, oder doch?

Zeit für die Auflösung: 1999 erschien die legendäre Ruhrpott- Komödie „Bang Boom Bang – Ein todsicheres Ding“, die eine große Nachfrage nach Touren zu den Drehorten im „tristen“ Ruhrpott auslöste. Der zugegeben exotische Weg in die Selbständigkeit begann für den Gründer der jetlite GmbH an dieser Stelle: Er bot diese Touren an.

So stellen sich viele den Ruhrpott vor. Zeit, die Vorurteile über den Haufen zu werfen.

Unser Gründungskapitän setzte ein ziemlich breites Grinsen auf, als er uns von seiner Gründungsgeschichte erzählte. Schließlich hatte er die gesamte Gründung der jetlite GmbH aus den hohen Gewinnen der Touren bezahlt.

Eine Gründungsgeschichte genau nach unserem Geschmack.

Noch heute lädt er seine Geschäftspartnerinnen und Geschäftspartner in seine ursprüngliche Heimat ein und berichtet enthusiastisch, wie überrascht alle von der grünen Schönheit der Gegend doch seien. Das erinnert uns irgendwie an Greifswald. Allerdings haben wir hier zusätzlich noch das Meer 🙂

Auch der Ruhrpott: Natur, Wälder und Seen.

Dr. Leder ist Gründer der jetlite GmbH, die innovative Beleuchtungslösungen entwickelt, die den Jetlag von Passagieren auf Langstreckenflügen reduzieren. Als Mitgründerin an Bord: Schauspielerin und Model Toni Garrn, die aufgrund ihrer beruflichen Tätigkeit mehrere Langstreckenflüge pro Monat wahrnehmen muss und sehr unter den Folgen der Jetlags litt. Bis es jetlite gab.

Auch hier setzte unser Gründungskapitän ein Lächeln auf: Mit einer spontanen, eloquenten E-Mail an Frau Garrn erweckte er ihre Aufmerksamkeit abseits der ganzen Anfragen von Mode- und Kosmetikunternehmen.

Neben Ton Garrn haben übrigens auch umfangreiche Studien der LMU München bestätigt, dass die Beleuchtungslösungen der jetlite GmbH den Jetlag stark reduzieren.

Das sympathische Team der jetlite GmbH

Nun mä Buddä bei de Fische! Da war doch mehr als Anfangskapital am Start?!

Andere nennen es dreist, wir charmant: Der Moment, wenn man eine Doktorarbeit schreibt, und die parlamentarischen Staatssekretärin für IT, Luft- und Raumfahrt der Bundesregierung (damals Brigitte Zypries) um das Vorwort bittet.

Das Vorwort hat Herr Dr. Leder zwar nicht bekommen, sehr wohl aber eine Einladung ins Ministerium, um seine Idee namhaften Unternehmen, wie Lufthansa oder Airbus aus der Branche vorzustellen: Der Grundstein war gelegt.

Heute fliegen bereits die Boeings 747-8 und der A350 von Airbus bei der Lufthansa mit dem Beleuchtungssystem von jetlite. Alle neuen Modelle sollen es auch bekommen.

Es folgen einige aufgegriffene Fragen aus dem Auditorium, die wir hier lose umschreiben.

Erste Frage: Wie bist du auf das „Gründen“ gekommen? War das eher ein schleichender oder doch geplanter Prozess?

Die Analyse von Kabinenbeleuchtungslösungen zur Reduktion des Jetlags war zunächst Teil einer wissenschaftlichen Auseinandersetzung in einer Doktorarbeit und zunächst nicht Gedanke im Rahmen eines Gründungsvorhabens. Jedoch war immer ein Gründungswunsch vorhanden, der vorher auch im Anbieten der Sightseeing-Touren im Ruhrpott mündete.

Zweite Frage: Welche Rolle hat das Elternhaus beim Weg zur Gründerpersönlichkeit gespielt?

Wer abends trinken kann, kann morgens auch früh arbeiten gehen!

Zitierte unser Gründungskapitän seinen Vater

Dr. Leder bezeichnete seine Eltern als „echte“ Macher, die ihm grundlegende Werte, wie bspw. einen Arbeitsethos vermittelt haben.

Den konkreten Weg zum eigenen Unternehmen bezeichnete er als höchst individuell und ganz persönlichen Pfad der eigenen Entwicklung.

Dritte Frage: Wie kommt das Unternehmen durch die Corona-Krise, die ja besonders die Luftfahrtindustrie getroffen hat?

Manchmal ist Geld nicht alles: Um Entlassungen zu verhindern, verzichtet das Gründungsteam aktuell auf das eigene Gehalt. Außerdem hilft die Rettung der Lufthansa durch Steuermittel, die letztendlich auch durch die Aufträge bei jetlite ankommen.

Dringender Apell von Dr. Leder: Anstatt alles Geld stets mit vollen Händen auszugeben, sollte ein Puffer aufgebaut werden, der zumindest ein schlechtes Jahr absichern kann.

Vierte Frage: Wie bekommt man gutes Personal?

Klare konkrete Antwort: Durch Praktika und Abschlussarbeiten im eigenen Unternehmen.

Wer nur auf Lebensläufe guckt, läuft demnach direkte Gefahr, die falschen anzustellen. Erlebte Erfahrungswerte: Disharmonie im Team, Verkomplizierung der Kommunikation durch ständige Diskussion der Arbeitsaufgaben und Nichterreichung von Zielen.

Man sollte zu netten Kontakten sowie guten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern stets einen guten, langfristigen Kontakt aufbauen.

Fünfte Frage: Wer ist sind gute MitgründerInnen?

Knackige Antwort: Ideal sind SparringspartnerInnen, die sich gegenseitig fordern, kritisch hinterfragen und energetisch nach vorne bringen.

Interessanter Insight: Laut Dr. Leder sind besonders jene Personen geeignet, die möglichst besser als man selbst sind.

Sechste Frage: Hattest du Angst, dass deine Idee geklaut wird, wenn du über sie sprichst?

Man sollte die Idee „raushauen“! Mit möglichst vielen Menschen über die eigene Idee zu sprechen ist einer der kritischen Erfolgsfaktoren, um die richtige Lösung für die richtige Zielgruppe zu entwickeln. Wie auch Dr. Flint berichtet, ist die Umsetzung vor allem durch „das Machen“ geprägt.

Heute entwickeln auch andere Hersteller Lösungen für innovative Beleuchtungssysteme für Flugzeuge. Trotzdem gewinnt die jetlite immer mehr Kunden in der Branche, weil diese eben die seriösen Erfinder und Umsetzer dieser Idee sind.

Siebte Frage: Wie wird man am Anfang schnell bekannt?

Tue gutes und rede drüber. Die Werbetrommel ist anfangs vor allem durch den eigenen Einsatz angeworfen. Ein wenig Glück und Einsatz vorausgesetzt kann es dann ziemlich schnell gehen.

Wir freuen uns sehr, dass wir Herrn Dr. Leder als Gast begrüßen durften. Als zweiter Gründungskapitän nach Dr. Flint von der Koopango GmbH haben wir ihn ebenso als äußerst sympathische und charmante Person kennengelernt. Wir sind dafür sehr dankbar und freuen uns auf weitere spannende Persönlichkeiten.

Quintessenz ist einmal mehr, dass das „Machen“ im Vordergrund steht und die notwendigen Erfahrungswerte dann von ganz alleine kommen. Außerdem ist es nicht schlimm, sondern gar förderlich, mit vielen Menschen über die eigenen Ideen zu sprechen.

Wir freuen uns auf den nächsten Gründungskapitän, Herrn Dirk Rosin aus Neubrandenburg.


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